Wichtige Begriffe unserer Landwirtschaft

Weil nicht jeder immer alles wissen muss, notieren wir hier mal Begriffe, die Nicht-Landwirten das Verständnis unseres Alltags erleichtern. Nach dem Motto: Was ist ....

Futter:
Heu:
Heu ist getrocknetes Gras. Wir benötigen zur Ernte ab Mitte/Ende Mai bis Ende September pro Erntedurchgang fünf sonnige Tage. Heu ist das wichtigste Futter für unsere Tiere. Der frühe erste Schnitt (meist Ende Mai) ist für die Kühe, der späte erste Schnitt (Juni oder Juli) für die Pferde, der zweite Schnitt, (August/September) wieder für die Kühe. Den Schafen schmeckt bei uns beides. Heu ist nicht zu verwechseln mit Silage - da wird feuchtes Gras unter Luftabschluss quasi gegärt. Silobauern genügen ein bis zwei trockene Tage, die Restfeuchtigkeit darf nicht zu gering sein.
Stroh: Dies ist das getrocknetes Getreide, wir nutzen es hauptsächlich als Einstreu für die Tiere, es kann aber auch als Raufutter verwendet werden. Stroh ist, wenn es gut gelungen ist, goldgelb. Leider wächst bei uns kein Getreide, so müssen wir jedes Jahr Stroh zukaufen.

Düngung:
Mist: Na, das ist das was hinten rauskommt - Urin und Kot gemischt mit Stroh kommt bei uns auf den Mistplatz. Es ist unser einziger Dünger und damit für uns kostbar. Er wird im Winter oder direkt nach der Heuernte auf den Wiesen ausgebracht - der Stinkfaktor ist nicht so hoch wie bei der Gülle.
Gülle ist Urin und Kot ohne Stroh, fällt meist bei den Milchviehbetrieben an, wo die Kühe auf Spaltenböden stehen und die Verdauungsprodukte durch die Spalten in den Güllekeller kommen. Während Mist zur Humusbildung beitragen soll, sind die Inhaltsstoffe der Gülle zwar schneller für die Pflanzen verfügbar, aber auch schneller ausgeschwemmt.
Jauche wiederum ist Urin, gemischt mit Regenwasser und kann in den Sammelbehältern der Mistplätze anfallen.

Tiere:
Tragezeit: Unsere Kühe bekommen neun Monate nach der Befruchtung ihr Kalb, bei den Schafen dauert es fünf Monate und bei den Hühnern schlüpfen die Küken nach drei Wochen.
Hörner: Ja, unsere Kühe haben Hörner und behalten sie. Hörner sind ein wichtiges Kommunikationsorgan (so eine Art Blinker), sind durchblutet und wahrscheinlich auch ein Teil des Verdauungssystems. Sie werden warm und kalt, sind von innen porös (und nehmen so wohl Verdauungsgase auf). Enthornte Tiere verändern ihre Kopfform. Zudem sind wir sicher: Eine stolze Kuh trägt stolz ihr Horn - und unsere Kühe sind stolz. Wir haben extra den Stall so großzügig gebaut, das er für hörnertragende Tiere geeignet ist. Das geht - und klar, hörnertragende Tiere wollen mit Achtung behandelt werden. Hornlose aber auch.

Der Mensch und sein Essen:
Wir leben in einer reichen Gesellschaft, kaum ein Mensch muss mehr hungern. Das ist gut so - doch ums Essen werden immer wieder kleine Glaubenskriege ausgefochten. Drei Hauptgruppen sehen wir derzeit:
Alles"Esser": Menschen wie wir, die auch Fleisch essen. Wir wünschen uns Menschen, die bewusst ihre Fleischlieferanten aussuchen. Denn Fleisch kann nicht billig sein, das ist meist mit Tiergerechtigkeit nicht zu vereinbaren. Zudem ist es für uns wichtig, Tiere möglichst komplett zu verwerten und nichts wegzuwerfen. Menschen, die wenig, aber hochwertiges Fleisch essen, können sich ausgewogen und gesund ernähren, erhalten dank Weidehaltung auch Omega3-Fettsäuren, tierische Eiweiße und Fettsäuren. Aber bitte: Fleisch ist kostbar.
Vegetarier: Sie verzichten auf Fleisch, essen aber tierische Produkte wie Ei, Käse und Milch. Auch sie unterstützen eine Kreislaufwirtschaft, wie wir Biolandwirte dies gerne sehen - nur Suppenhuhn, Rindfleisch und Co. werden bei einer vegetarischen Lebensweise nicht genutzt.
Veganer: Ehrlich gesagt, da gibt es - wie man so nett sagt - "sonne und sonne". Manch einer missioniert und will die Tierhaltung abschaffen, andere leben es einfach und lassen anderen ihre Essmentalität. Mit letzteren kommen wir gut klar, mit ersteren wird es schon mal schwierig. So ganz zu Ende gedacht ist das vegane Prinzip aus unserer Sicht nicht. Hier unsere Gründe:
* Rassensterben: Nutztierrassen würde aussterben, wenn sie nicht "genutzt" werden (das wollen wir als GEH-Archehof verhindern und den wichtigen Genpool erhalten).
* artenarme Kulturlandschaft: Unsere Böden im Bergischen Land sind vielfach nicht für Acker und als Gartenland geeignet - ohne tierische Beweidung wäre es vorbei mit dem grünen Bergischen Land.
* zu viel Kundstdünger: Ohne Tiere müssten Äcker und Gärten entweder mit Kompost (davon gibt es zu wenig) gedüngt werden. Oder mit viel Kunstdünger. Wir als Biobauern arbeiten gegen die Chemie auf dem Acker. Chemie gehört nicht an und in Lebensmittel! (Übrigens: Heute werden viele Äcker, auf denen vegane Produkte wachsen, mit tierischer Gülle und deren Nährstoffen versorgt.)
* Industrie-Lebensmittel: Manch vegane Lebensmittel sind hochindustriell hergestellt, das ist nicht in unserem Sinne.
* keine Äpfel und andere Früchte: Die Honigbienen - bei uns oft Carnica und Co - sorgen dank Ihrer Bestäubungsleistung dafür, dass wir alle genug Obst erhalten. Die Wildbienen allein schaffen das nicht. Eigentlich müssen Veganer auf Äpfel, Kirschen und Co verzichten. Denn gäb es die Imker nicht, die den Honig nutzen und die Völker am Leben erhalten (und gegen die Varroamilbe kämpfen müssen), dann wäre es vorbei mit alten Obstsorten und günstigen Früchten - eine Handbestäubung wie in Asien teilweise üblich wird bei uns kaum praktikabel sein.
* Import-Lebensmittel: Wir auf unserem Hof verfüttern keine Importfuttermittel an unsere Rinder und Schafe, Soja als Kraftfutter wollen wir nicht. Die Menschen in den ärmeren Ländern benötigen ihr Soja selbst, leiden unter Gentechnik und Pflanzenschutzmitteln. Was für das Futter unserer Tiere gilt, gilt eben auch für das Essen der Menschen. Jeder lebe von dem, was bei ihm wächst - das ist Regionalität. Vegan ist selten regional.